Nachtschicht für leuchtende Kinderaugen

Hallo,

es ist Sonntag, der Termin für den Fotografen im Kindergarten steht, das Wetter ist schön. Oh, ein Kinderfest. Da müssen wir hin! Ein Grummeln in der Magengegend. Hier neigt sich nämlich die Kitazeit dem Ende entgegen (ja, so ein Jahr bis Schulbeginn ist nicht mehr lang) und ich möchte wenigstens beim letzten Fototermin selbst genähte Kleidung dauerhaft auf Fotos gebannt präsentieren. In all der Zeit hat es bis dato nur einmal geklappt. Das war ihr selbst designtes Kleid. Nun, es ist noch Zeit, meint zwei Abende. Also ja, auf auf ab zum Kinderfest. Familienzeit ist ja auch wichtig und im Nähzimmer verbuddeln kann ich mich bei dem kommenden Mistwetter noch mehr als genug.

Du ahnst es sicherlich, der letzte Abend sollte es werden. Es wurde die letzte Nacht. Nach knapp drei Stunden Schlaf kam morgens durchaus die Ernüchterung. Zum Fotografen ging es mit einem gekauften Kleid. Das steht unserem Frechdachs auch und passt zu ihr. Nur, was ist passiert? Das, was mir immer passiert, wenn es ‘wichtige Anlässe’ gibt. Ich setze mich innerlich so unter Druck das nichts funktioniert. Die Schnittwahl kostete zu viel Zeit. Es gilt ja, darauf zu achten, was nur oben am Hals gut aussieht. Mehr sieht man auf einem Portrait-Foto eh nicht. Damit scheiden “einfache Schnitte” nur mit Halsbund schon mal aus. Dann die Regel, keinen neuen Stoff sondern vorhandenen aufbrauchen. Diese Regel musste ich anwenden, denn nach 20Uhr wird es allgemein (zu recht) schwierig, geöffnete Stoffläden vor Ort zu finden. Es gibt Tage, da wünsche ich mir ein 24/7 Stoffoutlet im eigenen Vorgarten (den bräuchte ich auch erstmal). Denn wie schön so ein Stoffabbau auch sein mag, plötzlich sind alle Stoffe nicht gut genug für eben diesen für mich besonderen Anlass. Natürlich Schwachsinn, aber eih, gerate ich etwa schon in Panik weil unser kleines Baby so groß ist? Nö, iwo, niemals.

Plötzlich bekommt das verschwommene Bild einer Idee etwas mehr Kontur. Ein Bubikragen soll es sein. Nicht unbedingt mein Favorit, weil er eben nur bei sauberen Nähten schön geschwungenen aussieht. Ach, eine Herausforderung hält mich noch nicht auf. In meiner Makerist Sammlung werde ich endlich fündig. Es wird ein Stoffmix Pulli von Klimperklein. Wieso heißt das Shirt eigentlich so? Diese Frage bohrt sich in meinen Bauch, aber ich bin so verliebt in einen lang gehüteten French Terry, der mir just in dem Moment einfällt. Das Beispielfoto vom ausgedruckten Schnittmuster zeigt mir einfach unterschiedliche Stoffrest-Kombinationen eben zum Mixen. Also schweig, lieber Bauch! Ganz schnell werden aus der Schatzkiste endlich Milo&Lou, eine Eigenproduktion von Paul und Clara mit zugehörigen Streifen befreit. Das Panel passt noch in der Größe 122. Dann mal hopp zuschneiden und nähen. Durch die Teilung wird das Shirt 10cm länger im Zuschnitt als vorgesehen. Ich möchte wenig Stoff über behalten. Als Saumabschluss wird sich deshalb auch für Fakebündchen entschieden. Das braucht durch die Überlappungen einige Zentimeter in der Länge mehr.

Tja, Sommersweat ist bekanntlich dehnbar und eben dünner als Sweat aber dicker als Jersey. Die goldene Mitte, welche uns bei dem wechselhaften Wetter als Material sehr gut gefällt. Nein, ich schneide trotzdem nicht schmaler zu. Es soll kein Stoff vergeudet werden, sie wächst schnell. Nur nicht innerhalb von 8 Stunden. Leider. Der Schnitt heißt übrigens Stoffmix, weil er bequem ist, obwohl man feste nicht dehnbare Baumwolle in der oberen Passe mit dehnbaren Stoffen kombinieren kann. Bei wem klingeln Alarmglocken? Ist nämlich ein wichtiger Hinweis, denn somit wird er nicht super schmal anliegen. Natürlich habe ich es gekonnt ignoriert. Daraus lernen? Nein! Es gibt Dinge, die mache ich immer wieder. Bei nicht wichtigen Anlässen geht es größtenteils gut. Oder es fällt nicht so ins Gewicht, weil ist ja gerade nicht von Belang.

Geweckt wurde ich übrigens mit einem wilden Geschnatter. Papa und Tochterkind haben sich sehr über den Pulli gefreut. Es muss ja nicht immer ein Kleid sein und der Kragen ist auch süß. Nein, meine Nähte sind nicht absolut geglückt, aber eine nicht dehnbare Paspel dafür zu vernähen war auch kein glückliches Händchen. Ich nehme das, was nachts im eigenen Lager ist und so richtig stört es mich nicht. Jedenfalls schnatterten beide ganz süß darüber, weil sich keiner getraut hat, mir zu sagen, dass das Oberteil doch einiges im Hals-/Schulterbereich zu groß ist. Wussten sie ja um meine Nachtschicht. Bedenkt man, dass nur ein kleiner Ausschnitt auf dem Portrait bleibt, war es einfach zu riskant und sie haben sich eben ein anderes Kleid ausgesucht. Grinsend ging ich in die Küche zur Kaffeemaschine und war trotzdem einfach nur glücklich. Ich erinnerte mich nämlich an ihren allerersten Fototermin in der Kita. Ein ziemlich identisches Nähprocedere. Mit dem Unterschied, dass wir als Familie in den letzten Jahren noch enger zusammen gewachsen sind. So schließt sich der Kreis.

 

Aufgehalten hat mich die schlaflose Nacht tatsächlich etwas. So habe ich nämlich immer noch keinen weiteren Zwischenstand beim Herbstzeit Sew Along. Die nächsten Abende sind verplant. Das wird nun aber wirklich spannend. Ob ich noch was schaffe? Ein bisschen Druck schadet nie!

Hab ein entspanntes Wochenende!

Herzliche Grüße
Deine Jenny

Verlinkt bei:
- Freutag#324
- kiddikram#september
- Made4Girls#3.Quartal2019

2 Replies to “Nachtschicht für leuchtende Kinderaugen”

  1. Ohje… so viel Stress. Klar weißt du, dass das nicht hätte sein müssen. Aber es ist auch einfach zu schön, via Blog mitzuerleben. Ich finde den neuen Pulli zauberhaft und bin sicher, er hätte auch auf dem Kigafoto wunderbar ausgesehen. Aber im Garten und ansonsten jeden Tag wird er ein ebenso schicker Begleiter sein. Viel Freude wünsche ich euch mit ihm. Viele liebe Grüße maika

  2. Liebe Jenny,
    ohjeee ohjeee, ich habe nie so kurz vor knapp genäht. Der Druck ist mir dann einfach zu groß. Ich habe meine kleine immer mit einem schön vorhandenem selbstgenähtem zum Fototermun geschickt, oder mit dem Geburtstagskleid. 😊 Der Pulli deiner kleinen sieht klasse aus und für die Herbstzeit genau richtig, es passt sogar noch was drunter und kann so meiner Meinung nach auch im Winter getragen werden. 💕

    Viele liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und bin damit einverstanden.