Jede Frau ist schön!

Hallo,

vielleicht ist Dir das ja auch schon mal passiert. Du hast ein Kleidungsstück selbst genäht und bist mega stolz darauf. In der heutigen social media Welt postest Du Dein Werk womöglich in entsprechenden Foren. Doch plötzlich, die Reaktionen anderer Mitglieder ziehen Dich runter und Deine Euphorie über das, was Du womöglich mit Blut und Schweiß alleine schaffen konntest, ist dahin. Irgendjemand (ehrlich gesagt meistens sind es nach meinem Empfinden Frauen) reagiert unsachlich. Kritisiert nicht nur, sondern wird zunehmend unhöflich. Womöglich geht es ganz schnell absolut nicht mehr um das Nähwerk an sich, sondern um Deine Pose, vermeintlich falsche Unterwäsche, die Konfektionsgröße und und und. Schnell bist Du am Boden zerstört und möchtest Dein genähtes Werk nie mehr anziehen.

Flashmob

In einem der vielen “Ich-versinke-im-Lesen-von-Blogbeiträgen-Nächte” habe ich von SillyJay (homepage) über ihre Seite auf Facebook eine geplante Aktion gegen Mobbing von Frauen, die in Geschäften nicht beliebig nach allem greifen können, gefunden. Auch wenn ich im Moment verdammt wenig Nähzeit habe, konnte ich einfach nicht widerstehen. Zum Glück wurde nur mindestens eine Version gewünscht, um sich an einem Flashmob zu beteiligen. Denn bei dieser coolen Idee musste ich einfach aus genau den eingangs beschriebenen Gründen mitmachen! Niemand sollte wegen seiner Konfektionsgröße seine Nähmaschine meiden müssen bzw. deshalb “nur” Taschen, andere Accessoires oder ausschließlich Kinderkleidung nähen.

Gegen bodyshaming

Nein, ich selbst hatte dieses Problem zwar noch nicht so gravierend, dass ich es als Mobbing oder Bodyshaming bezeichnen möchte. Allerdings ist mir durch den Blog inzwischen aufgefallen, dass es gerade uns Frauen mit größerer Konfektionsgröße (ja, nicht nur, aber doch meistens) in einigen Foren schwer gemacht wird. Auch wenn man sich durch das Posten bewusst der Internet-Öffentlichkeit preis gibt und Geschmäcker zum Glück verschieden sind, sollten Kommentare doch bei der Sache bleiben. Ob jemand eine Diät machen sollte oder nicht, geht nur denjenigen was an! Wie gesagt, ich lese es oft bei anderen, mich selbst betrifft es bisher eher weniger bzw. steh ich drüber. Dennoch muss es mir ja nicht gefallen! Ein respektvoller Umgang mit Feingefühl und Verstand wird im realen Leben auch vorgelebt. Zumindest sagt niemand in der Öffentlichkeit plötzlich zum fremden Gegenüber, dass sein Outfit nicht zur Figur passe. Selbst, wenn man eine bestimmte Farbkombination nicht mag, betreffende Person womöglich bestimmt.

Mich haben also anfangs ehrlich gesagt vor allem Reaktionen überrascht wie: “Danke, dass du dein Kleid in deiner Größe gezeigt hast, Jetzt traue ich mich auch!” Ging es beim posten in meinem Kopf bis dato nur um mein Nähwerk, bin ich danach wie von einer Tarantel gestochen zu meinem besten Freund gerannt: “Schatz, oh mein Gott, was habe ich  für eine (schrille Betonung:) katastrophale Figur, bin ich schwerkrank?” Ja, ich übertreibe gerne! Der verwirrte Blick meines Mannes war Gold wert. Nachdem ich ihn über den Hintergrund aufgeklärt hatte, kam nur ein trockenes: “Können ja nicht alle Damen da draußen so mit sich und ihrem Körper im Reinen sein wie Du!” So ist es wohl. Mein Göttergatte weiß ja (noch) nicht, dass auch ich morgens denke: ‘Hallo Furie, was zaubern wir denn heute aus Dir? Ach, du liebes Haar möchtest heute nicht. Ok, dann nicht. Diese Haut… Wow, meine Augenlider wollen noch mehr anschwellen. Sport, heute! Nein, zu viele Termine, morgen?! Nicht meine Lieblingskurse und was essen wir wohl heute Abend, hmmmm und so fort…’ Jedenfalls, meine Freude, wenn es mit dem Animieren zum Nähen klappt, ist selbstredend riesig! Aber tatsächlich war ich nicht auf die Konfektionsgröße fixiert. Wohl sehr naiv.

checks and balances

Außerdem ist mein Selbstbewusstsein so gesund (höhö), da interessiert mich persönlich unsachliche Kritik eher weniger. Die Betonung liegt auf unsachlich. Denn zumindest ich möchte nun auch nie einfach nur Honig um den Mund geschmiert bekommen. Ständig lesen bzw. hören “oh wow, das ist mega, gefällt mir super!” Und das genähte Werk sitzt ganz offensichtlich absolut nirgends. Ehrlich, dies hilft einer Hobbynäherin, wie mir, auch nicht! Was soll ich mit solchen Floskeln anfangen, wenn in Wahrheit das Toilettenpapier noch hinten aus der Hose hängt? Dennoch oute ich mich, ich liebe Komplimente. Weltsensation! Und freue mich frecherweise auch noch über jedes einzelne Lob, solange es eben ehrlich ist! Ich ahne, es ist schwierig die Balance zu finden. Übrigens auch, wenn ich selber kommentiere. Früher habe ich geschrieben, wie gesprochen. Heute weiß ich, dass die Mimik in der Schrift tatsächlich nicht mit rüber kommt. Deswegen liebe ich Smileys, neudeutsch emoticons! Zuviel verwendet kommt es aber auch nicht gut. Frau dreht sich im Kreis. Doch hinter jedem genähten Werk steckt einfach zu viel Arbeit. Also ist meine Balance jetzt: erst denken (der Versuch zählt!), dann schreiben, loben und ggf. kritisieren in Form von Hinweisen. Vermeide ein: “Also Ich hätte das ja so und so und Niemals so wie du gemacht.” Oder ich scrolle einfach weiter.

Ändert nix daran, dass ich aus Fehlern lernen will, deswegen ist Kritik natürlich erwünscht. Nähen ist dafür da, seine Kleidung so dem Körper anzupassen, dass es eben passt. Eine gute Übung dafür habe ich bei den beiden letzten Probenähen bekommen. Und ehrlich gesagt fange auch ich erst dieses Jahr damit an, selbstkritischer mit meinen Nähwerken umzugehen. Eben mehr Zeit dafür aufzuwenden und sogar Probeoutfits zu nähen. Jetzt bin ich an einem Punkt, wo mit der letzten Naht nicht einfach ein ‘juhuuu, bin fertig, passt!’ getanzt wird, sondern selbstkritisch bei der Anprobe die Passform und Bequemlichkeit hinterfragt wird. Liegt auch daran, dass ich mit dem Gedanken ‘gekauft sitzt es auch nicht besser, aber jetzt ist es wenigstens mein einzigartiger Stoff!’ in Anbetracht der wachsenden gehypten Stoffe dank Pustekuchen leider auch nicht mehr weiter komme.

Der Kampf mit dem Schnitt

Der Schnitt vom Oberteil für die Aktion wurde uns freundlicherweise von Sonja zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um ihre Michelle. Nochmals vielen Dank dafür ?

Wider Erwarten war ich anfangs vom Schnitt sehr enttäuscht. Wenn nicht sogar geschockt. Immerhin musste für mich die größte Schnittgröße 54 erneut vergrößert werden. Dabei nähe ich immer zwischen 48-52 und nun noch größer, schon gruselig! Doch ganz ehrlich, es sind nur Zahlen! Bis dato war ich es einfach gewohnt, dass Schnitte, die bis in die größeren Größen gehen, trotzdem für mich zufriedenstellend (darauf kommt es hauptsächlich an!) passen. Diesmal musste ich unerwartet viel Arbeit für eine Schnittanpassung investieren. Das Oberteil wurde nach unten verlängert, damit die Brust Platz hat und im Ausschnitt verbreitert. Letzteres muss nicht unnötig viel Einblick gewähren. Dafür gab es sehr viele Hinweise und Anleitungen von den anderen Teilnehmern. Danke auch dafür nochmal ?Als weitere Veränderung wurde der Rücken am Hals gekräuselt. Dies war meine rettende Idee, weil ich das Rückteil zu weit vom Stoffbruch entfernt zugeschnitten hatte. Der Halsausschnitt beulte sich vor der Kräuselung nach außen. Damit ist ursprünglich in der Rückenmitte zu viel Stoff gewesen. Bei der mittigen Nahtlinie ist das Unterteil vorne und hinten eingekräuselt. Auch wenn meine Rückenwulste nun mal da ist, muss sie nicht unnötig betont werden. Deshalb habe ich auch nochmal ein Gummiband in die Nahtzugabe der hinteren Rückennaht gedehnt angenäht. Durch die so erscheinende stärkere Raffung entsteht zwar irgendwie ein kleiner Stoffzipfel, den ich jedoch in Kauf nehme. Der Zipfel ist ein Indiz für zu viel Stoff. Letztes wollte ich zwar erreichen, um so eine stärkere Betonung des oberen Rückens zu vermeiden. Aber ja, ich habe auch keine Ahnung, wie ich dieses überlappende Stoffstück beseitigen könnte, ohne die Rolle wieder zu betonen. Das müsste ich für die Zukunft mal nachlesen…

Nun, auch mein Körper ist wunderbar anders. Seit dem ich für mich nähe, zählte erstmals verdammt viel Schnitt anpassen, anprobieren, Mann nerven (“Wie sieht das da und dort und hier aus?!”) und auftrennen und anpassen, anprobieren, fragen und wieder auftrennen… an dieser Stelle verschone ich Dich lieber von und mit meinem Nähwahn. Bitte, Gerne! Klar, es gibt immer noch Stellen, die nicht 100% sitzen. Doch es wurde jetzt schon so viel Zeit für mein Hobby investiert. Irgendwann möchte ich mein Werk länger, vor allem ohne Nadelstiche, tragen, gar der Welt präsentieren! Ganz ehrlich, ich bin zum Glück auch nicht perfekt. Und meine Michelle trägt sich inzwischen einfach wunderbar. Die Mühe hat sich gelohnt ? Der Jersey ist übrigens von Karstadt.

Mein Fazit:

Es gibt einfach wichtigeres als eine Konfektionsgröße, Liebe Dich selbst und Du wirst geliebt! Also such Dir ein schönes Schnittmuster und viel Spass beim Nähen ?

Titelbild.BlogÜbrigens habe ich auch Spitze vernäht. Nicht viel, aber dank vorderem Band konnte wenigstens etwas von einem rosafarbenen Reststück verbraucht werden. Damit ist das Thema von Stay Junique über die #Sewingmottoparty2017 im August von mir wider Erwarten doch noch erfüllt worden ?

5922Ach, und sollten Komplexe mich doch erwischen – niemand ist unfehlbar – habe ich mit meiner Familie und der Tatsache, dass wir gesund sind, das pure Glück auf Erden.  

Trotzdem zählt, dass jede Frau so wie sie eben ist einzigartig und wunderschön ist! So wie übrigens auch jeder Mann, jedes Kind, jedes Huhn, ich drifte ab…. Wo gibt es jetzt Eis?

Alles Gute,
Deine Jenny  ?

#gegenMobbing #gegenBodyshaming #WirSindAlleWunderschön #sewingmottoparty2017

Wichtige Anmerkung:

Dieser Beitrag wurde von mir nach längerem Überlegen nun doch nach Veröffentlichung erneut überarbeitet, um so hoffentlich weitere Missverständnisse auszuschließen. Du kannst Dir absolut sicher sein, dass ich alle meine Beiträge vor jeder Veröffentlichung mehrmals überarbeite und hinter jedem meiner Beiträge absolut stehe! Deswegen gibt es auch nicht so viele. Ich bin auch nur ein Mensch und mein Blog ist zwar mein Baby, aber nicht mein Hauptberuf. Außerdem ist es durchaus möglich, dass nicht alles 100% zufriedenstellend ist. Dies möchte ich für die Zukunft auch nicht ausschließen, weil es nicht mein Anliegen ist. Ich kann, will und werde es nicht immer allen Recht machen. Nur, in diesem Beitrag ist das Thema so wichtig, da musste ich nochmals kritisch den Text beäugen.

Verschweigen möchte ich Änderungen aber auch nicht. Also Vielen Dank für Dein Verständnis. ? Und nun weiterhin viel Spass beim Nähen. ?

2 Replies to “Jede Frau ist schön!”

    • Hallo, liebe Pamela ?

      Das freut mich zu lesen! Zum Glück sind wir nicht alleine ? Und vielen Dank für die Komplimente ? Natürlich auch für Deine Linkparty ?

      Herzliche Grüße,
      Jenny

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