Sonntagsspaziergang

Hallo,

Irgendwann haben Kind und Eltern die Schnute voll vom Regenpfützenweitsprung inklusiver Matschlandung und wünschen sich einen Spaziergang im Trocknen. Die Freude ist riesig, während wir alle drei am zweiten Sonntag des Jahres brüllen: “Endlich, Regenfrei! Auf Hopp, alle raus!” Nebenbei haben wir gleich mal die Gunst der Stunde genutzt, um den Weihnachtsbaum auf dem vorgesehenen Sammelplatz zu entsorgen und Bilder von meinem im Herbst 2020 vollendeten Kindermantel anzufertigen. Über den Wunsch einer Softshelljacke für Madame zum Wechseln und doch in einem anderen Stil als die bisherigen beiden Softshelljacken habe ich bereits zur Materialsammlung im Herbstzeit Sew Along 2019 berichtet. Insofern könnte Dir mitunter der Stoff und die Idee bereits bekannt vorkommen. Ist das eigentlich ein klassisches Ufo? Liegt ja alles bereits einige Zeit hier rum; angefangen von der fixen Idee seit dem Kauf der Ottobre 4/15. Joa, ich fürchte schon. Jedenfalls habe ich es tatsächlich vollendet, juhuuu!

Die Idee im Kopf beinhaltet endlich einmal die Kapuzenschnürung mit einer Gummikordel zu nähen. Auch wenn ich von dem rosanen Band vermutlich für einen Taschenbaumler inzwischen ein gutes Stück verbraucht habe, so passt die Kordel von den Maßen gerade noch so. Das reicht mir vollkommen. Immerhin ist es diesen Herbst / Winter schwierig mit dem ‘mal eben im Geschäft Kurzwaren besorgen’-Thema. Nein, natürlich reichte diese Hürde nicht aus. Die Länge vom bereits 2019 besorgten teilbaren Reißverschluss ist inzwischen aufgrund des Schnellwachstums von Zwergnase ebenfalls nun ja grenzwertig. Nach einem auch deshalb gezwungenen exakten Ausmessen vom Fräulein inklusive Schulterbreite etc. (ehrlich, wer achtet wirklich, also wirklich wirklich… auf diese Maße beim Zuschnitt für ein Kleinkind, jetzt mal Hand aufs Herz!) besteht der erste Kompromiss beim Zuschnitt darin, eine Kombination aus der Größe 128 in der Breite und 122 in der Länge zu machen. Ihre Schultermaße sind im Moment irgendwie dazwischen. Doch ich will, dass die Jacke länger hält. Normalerweise plane ich unter der Jacke dicke Pullis, Weste, eben ein Lagenlook. Zwergnase geht im frostigen Januar lieber mit dünnem Flattershirt – wenigstens Langarm – und ohne Handschuhe raus. Also ja, auf den Fotos jetzt sitzt es faltig an der Schulter-Ärmelnaht. Bedenke bitte, mit anderen Pullis sieht es anders aus und ich nehme mit offenen Armen an, was ich an positiver Kindslaune kriegen kann.

 

Natürlich habe ich den Reißverschluss – nicht vergessen, der ist bei mir nun 5 cm zu kurz für die vorgeschriebenen Maße – dennoch zu weit untern angenäht, so dass oben am Hals ein noch größeres Loch klaffte, als vom Schnitt vorgesehen. Übrigens, das gefällt mir am Schnittmuster tatsächlich nicht. Darum habe ich mir auch vorher den Kinnschutz von Farbenmix als zusätzlichen Windschutz vorgeknöpft. Die Naht mit Reißverschluss, Kinnschutz und Innenbeleg ist natürlich perfekt, wie kann es anders bei diesem Mist (wie oft habe ich wohl die Position vom RV-Ende ausgemessen und markiert? Ach komm…) sein. Trennen ist bei Softshell eh schwierig, denn die Nadellöcher verschwinden nicht. Kurzum, der Nahttrenner bleibt in der Schublade und die Kapuze wird schräger abgenäht. Einfach nach Gefühl und zwei Zwischenanproben. Eine weitere Hürde bezwungen mit einem Kompromiss, der irgendwie funktioniert. Wenn sie die Kordel zuzieht, setzt es sich hinten am Hals komisch ab. Da bin ich allerdings unsicher, ob das nicht auch einfach normal ist. Was ich hingegen mega befriedigend finde ist die Tatsache, dass die reflektierende Kordel perfekt in die Kapuzenaußenkante eingenäht ist. Beide auf gleicher Höhe identisch und hach, nein, ich übertreibe nicht, mein Nähherz jubelt einfach lautstark. Genau wie die innenliegenden Bündchen am Ärmelsaum, ebenfalls nach einem Video von Farbenmix genäht. Na gut, einverstanden, die hätten durchaus etwas enger sein können. Ach, egal, wenigstens sind sie diesmal schwarz. Tobende Kids, Flecken und so. Anders als im Schnitt vorgesehen, habe ich die Kapuze mit Jersey gefüttert – verdeckt die Nähte schön – und an der Halsnaht zum ersten Mal eine Versäuberung mit dem Pferdejersey gemacht. Verblenden nennt man das wohl. Auch dort hat mit dem Aufhänger alles geklappt. Ja, auch dieses zaubert ein Grinsen ins Gesicht, dank stinkendem Eigenlob begeistertem Nähherz. Vor allem, wenn Madame die Jacke wieder nicht aufgehängt hat und sie mir einfach im Weg liegt, so dass ich es tue. Widerwillig, schimpfend, aber innerlich grinsend. Oh, diese Freude hat tatsächlich so einige Streitereien abgekürzt, einfach weil es mich abgelenkt hat. Moral von der Geschicht, trau Dich einfach und nähe ruhig und gelassen. Rettet so manche Mutter – (ich lass ALLES im Flur liegen, wenn ich heim komme) Kind – Beziehung.

 

MEIN FAZIT

Im ersten Moment der Endanprobe schreien wir Eltern, warum diesem Kind wirklich alles steht. Ja, auch der Vater ist immer wieder aufs neue erstaunt. Also kein blanker Frauenneid hier! Durch die längere Öffnung am Reißverschluss hat sie genügend Bewegungsfreiheit. Damit sind meine Bedenken aus 2019 verschwunden. Matschhosen sind zwar inzwischen out, doch Ihre Thermojeanshosen sind dick genug. Die Technik mit der Gummikordel gefällt mir an sich super und kommt auf die Wiederholungsliste, genau wie der Beleg von innen am Reißverschluss und das ganze zusätzliche TschiTschi. Es sieht einfach bei offener Jacke so schön aus. Verdeckte Nähte und so.

Ich bin im Nachhinein froh, doch so lange mit der Umsetzung gewartet zu haben. Abgesehen davon, dass uns der Stoff auch erst später gefunden hat, so hätte es 2015 definitiv nicht mit meinen Nähkünsten gereicht. Heute bin ich super glücklich. Durch die Erfahrung landete auch nichts in der Ecke, sondern Alternativen wurden gefunden. Nimm Dir also Zeit zum Nähen. Na, wobei ich für ein Wegwerfen von angefangenen Projekten tendenziell nicht der Typ bin. Abgesehen vom Quilt ging noch alles unter der Nadel als Plan B, C, D…. durch. Was habe ich gelernt und kann ich Dir mit auf den Nähweg geben? Wenn Du eine Idee im Kopf hast, mit einem fertigen Bild, warte, bis Du sämtliche Techniken beherrscht, dann klappt es. Oh, aber nicht zu lange warten, der Stoff  bzw. sonstiges Nähzubehör wird sonst knapp. Pssst, zumindest bei Kleidungsstücken. Dann einfach machen und alles wird gut. Nebenbei, ich habe diesmal eine Microtexnadel genommen und die Stichlänge etwas vergrößert. Damit bin ich sehr zufrieden. Vielleicht hilft es Dir auch.

Eine Ära um diesen Stoff, meine kleine Nähreise, geht hiermit zu Ende. Noch heute erinnere ich mich an den Moment, wie der Göttergatte mich zum Marktstand gezerrt hat um darauf zu beharren, dass ich exakt diesen Softshell kaufe. Er musste unseren kleinen Steppke in der Masse wieder einfangen, weil sie schnurstracks zur Hüpfburg wollte. Stoffe shoppen sei langweilig. Kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Obwohl, es war eine Hüpfburg!

In diesem Sinne, auf ins nächste Nähabenteuer!

Herzliche Grüße
Deine Jenny

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3 Replies to “Sonntagsspaziergang”

  1. Guten Morgen liebe Jenny,
    na das ist doch das perfekte Wetter für die neue Jacke. 😊 Ich finde den Stoff auch klasse…. aber gegen eine Hüpfburg kommt er nicht an. Das ist doch eine super Idee, die Mamas gehen Stoff shoppen und die Kiddies und Männer treffen sich ab der Hüpfburg. 😁👍 Ich hoffe das ich mir das mit der Nadel merke. Denn einen Schnitt für eine Softshelljacke gibt es hier auch…..

    Liebe Grüße deine nähbegeisterte Andrea 🍀💖🍀

  2. Liebe Jenny, das Warten hat dich definitiv gelohnt. Die Jacke ist wirklich wunderschön geworden geworden. Hier will Madame inzwischen keine gemusterten Jacken mehr, eher einfarbige ( ich glaube, das ist der Einfluß vom großen Bruder)
    Liebe Grüße, Bettina

  3. Jesses, so groß ist das Schätzchen schon. Die Jacke sieht wunderschön aus und steht deiner großen kleinen Madame sehr gut. ♥
    Liebe Grüße
    Anni

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